„Man sollte mit besonderem Misstrauen jene Gesetze betrachten, die bestimmte Gruppierungen benachteiligen, vor allem, wenn diese nicht proportional in den gesetzgebenden Organen vertreten oder an der Entscheidungsfindung beteiligt sind.“

Ruth Bader Ginsburg

28. April 2017
(aus 300 Statements der berühmten Supreme Court Richterin, S. 35)
Antwort auf die Frage eines Studierenden

Die Forderung

Wir müssen dafür sorgen, dass Menschen, die hier in Deutschland leben, effektiv vor Diskriminierung und vor Vorurteilen geschützt sind. Antidiskriminierungsgesetze bieten einen solchen Schutz.

Zwar haben wir bereits in Deutschland ein Allgemeines Gleichbehandlungsgesetz (AGG), was uns die Möglichkeit gibt, prüfen zu lassen, ob eine Diskriminierung seitens des Arbeitgebers oder Privater vorliegt.

Das AGG in seiner jetzigen Form schützt uns aber nicht gegenüber dem Staat. Auf Bundesebene brauchen wir daher zum Schutz vor Diskriminierungen seitens Bundesbehörden ein Bundesantidiskriminierungsgesetz, das den Namen auch verdient.

Diskriminierungen in der Schule, in der Universität oder seitens der Polizei und Behörden können hingegen erst durch Landesantidiskriminierungsgesetze überprüft werden.

Für die Umsetzung unserer gesellschaftlichen Werte brauchen wir klare gesetzliche Grundlagen: Darum fordern wir Antidiskriminierungsgesetze für Alle.

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Die Petition

Die Jurastudentin Rabia Küçükşahin hat am 03. Mai 2021 eine Petition gegen ein neues Beamt:innengesetz gestartet. Sie ist Studentin der rechtswissenschaftlichen Fakultät der Goethe Universität Frankfurt und hat die Mitglieder des Bundesrates aufgefordert in der Sitzung am 07.05.21 gegen das „Gesetz zur Regelung des Erscheinungsbilds von Beamtinnen und Beamten sowie zur Änderung weiterer dienstrechtlicher Vorschriften“ zu stimmen. Das Gesetz ermöglicht es in allen Bundesländern Beamt:innen wegen des Tragens eines Kopftuches, einer Kippa oder eines Bartes die Ausübung ihres Berufs zu verbieten. Innerhalb von einer Woche haben mehr als 170.000 Menschen die Petition unterschrieben.

In einer pluralistischen Demokratie muss die Beamtenschaft die Vielfalt der Bevölkerung widerspiegeln. Das Gesetz ermöglicht, Anwärter:innen wegen ihrer Zugehörigkeit zu einer Religionsgemeinschaft und der Ausdruck dessen durch Bart oder Kopfbedeckung den Zugang zum Beamtenstatus zu verbieten. Eine solche Diskriminierung ist Wasser auf die Mühlen derjenigen, die seit Jahren eine ausgrenzende Politik betreiben.

Das eigentliche Drama dieser Gesetzesvorlage ist, dass das Bundesverwaltungsgericht den Gesetzgeber damit beauftragt hat, nachdem ein Polizist in Berlin mit Hakenkreuz-Tattoos entlassen worden war. Daraus ist jetzt ein Gesetz geworden, das es einer kopftuchtragenden Muslimauntersagen könnte, verbeamtet zu werden. Diejenigen, die das Gesetz entworfen haben, stellen das Tragen religiöser Symbole mit verfassungsfeindlichen Abzeichen gleich.

Deshalb ist es höchst problematisch, wenn nun aus Anlass eines Bundesverwaltungsgerichtsurteils in einem Gesetz eine Gleichsetzung von rechtsextremen verfassungsfeindlichen Symbolen mit religiösen Symbolen wie Turban, Kippa, Kopftuch oder dem Habit einer katholischen Ordensfrau stattfindet.

Hintergrundinfos

Gesetze, die diskriminieren sind leider keine Seltenheit. Die Einschränkung des Kopftuchs im Bereich der Justiz findet sich beispielsweise:

In Baden-Württemberg

§ 21 AGGVG

(1) Berufsrichter, Handelsrichter, Vertreter der Staatsanwaltschaft, Personen, die ihnen obliegende oder übertragene Aufgaben eines Rechtspflegers wahrnehmen, und Urkundsbeamte der Geschäftsstelle tragen in den zur Verhandlung oder zur Verkündung einer Entscheidung bestimmten Sitzungen eine Amtstracht, sofern nicht im Einzelfall nach Auffassung des Gerichts das Interesse an der Rechtsfindung eine andere Regelung gebietet. Bei anderen richterlichen Handlungen sowie bei Verhandlungen außerhalb des Sitzungssaales ist die Amtstracht zu tragen, wenn dies mit Rücksicht auf das Ansehen der Rechtspflege angemessen erscheint; die Entscheidung hierüber trifft das Gericht.

(2) Das Justizministerium kann durch Rechtsverordnung
1. die Verpflichtung nach Absatz 1 auf andere Personen ausdehnen, die befugt sind, als Bevollmächtigte, Beistände oder Verteidiger vor Gericht aufzutreten,
2. Ausnahmen von der Verpflichtung nach Absatz 1 zulassen,
3. die Art und Ausgestaltung der Amtstracht bestimmen.

(3) Wer in einer Sitzung oder bei Amtshandlungen außerhalb einer Sitzung, bei denen Beteiligte, Zeugen oder Sachverständige anwesend sind, ihm obliegende oder übertragene richterliche oder staatsanwaltliche Aufgaben wahrnimmt, darf hierbei keine Symbole oder Kleidungsstücke tragen, die bei objektiver Betrachtung eine bestimmte religiöse, weltanschauliche oder politische Auffassung zum Ausdruck bringen. Das besondere Verbot nach Satz 1 gilt nicht für Schöffen und andere ehrenamtliche Richter.

(4) Die Absätze 1 und 2 gelten auch in Verfahren vor den Gerichten in Anwaltssachen, den Richterdienstgerichten sowie in Verfahren, die nach der Bundesnotarordnung oder dem Steuerberatungsgesetz dem Land- oder Oberlandesgericht zugewiesen sind, und erfassen in diesen Verfahren auch ehrenamtliche Richter. Absatz 3 Satz 1 gilt für Berufsrichter auch in den Verfahren nach Satz 1.

In Bayern

Art. 11 BayRiStAG

(1) Richter und Richterinnen, Staatsanwälte und Staatsanwältinnen sowie Landesanwälte und Landesanwältinnen tragen Amtstracht nach näherer Bestimmung der obersten Dienstbehörde.

(2) 1 Richter und Richterinnen dürfen in Verhandlungen sowie bei allen Amtshandlungen mit Außenkontakt keine sichtbaren religiös oder weltanschaulich geprägten Symbole oder Kleidungsstücke tragen, die Zweifel an ihrer Unabhängigkeit, Neutralität oder ausschließlichen Bindung an Recht und Gesetz hervorrufen können. 2 Satz 1 gilt für Staatsanwälte und Staatsanwältinnen sowie Landesanwälte und Landesanwältinnen entsprechend. 3 Weitergehende Vorschriften bleiben unberührt.

In Hessen

§ 45 HBG

1 Beamtinnen und Beamte haben sich im Dienst politisch, weltanschaulich und religiös neutral zu verhalten. 2 Insbesondere dürfen sie Kleidungsstücke, Symbole oder andere Merkmale nicht tragen oder verwenden, die objektiv geeignet sind, das Vertrauen in die Neutralität ihrer Amtsführung zu beeinträchtigen oder den politischen, religiösen oder weltanschaulichen Frieden zu gefährden. 3 Bei der Entscheidung über das Vorliegen der Voraussetzungen nach Satz 1 und 2 ist der christlich und humanistisch geprägten abendländischen Tradition des Landes Hessen angemessen Rechnung zu tragen.

In Niedersachsen

§ 31a NJG

Wer in einer Verhandlung oder bei einer anderen Amtshandlung, bei deren Wahrnehmung Beteiligte, Zeuginnen oder Zeugen, Sachverständige oder Zuhörerinnen oder Zuhörer anwesend sind, ihr oder ihm obliegende oder übertragene richterliche oder staatsanwaltliche Aufgaben wahrnimmt, darf keine sichtbaren Symbole oder Kleidungsstücke tragen, die eine religiöse, weltanschauliche oder politische Überzeugung zum Ausdruck bringen.

In Nordrhein-Westfalen

§2 JNeutG NRW

(1) Beschäftigte sowie ehrenamtliche Richte-rinnen und Richter dürfen in der gerichtlichen Verhandlung keine wahrnehmbaren Symbole oder Kleidungsstücke tragen, die bei objektiver Betrachtung eine bestimmte religiöse, weltanschauliche oder politische Auffassung zum Ausdruck bringen.

(2) Auch außerhalb gerichtlicher Verhandlungen dürfen Beschäftigte bei der Ausübung der ihnen übertragenen hoheitsrechtlichen Tätigkeiten keine Symbole oder Kleidungsstücke der in Absatz 1 bezeichneten Art tragen, wenn sie bei diesen Tätigkeiten regelmäßig von Dritten wahrgenommen werden.

Mitmachen

Für die Umsetzung unserer gesellschaftlichen Werte brauchen wir gesetzliche Grundlagen: Unterstütze die Forderung „Antidiskriminierungsgesetze für alle“:

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